Drei Perspektiven auf Material, Erinnerung und Widerstand

Ausstellung mit Werken von Manfred Egender, Eva Kees und Rainer Rainer im Künstlerhaus Bregenz.
Bregenz Vom 29. November 2025 bis zum 4. Januar 2026 präsentiert die Berufsvereinigung Bildender Künstlerinnen und Künstler Vorarlbergs (BVKV) im Palais Thurn und Taxis drei Ausstellungen, die den Materialbezug, die Erinnerungskultur und die künstlerische Selbstbehauptung aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Die Eröffnung findet am Freitag um 19 Uhr statt.

Im Erdgeschoss zeigt Manfred Egender neue Arbeiten an der Schnittstelle von Zeichnung, Malerei und skulpturaler Form. Seit Jahrzehnten verfolgt er eine konsequente Erweiterung des Zeichnerischen ins Räumlich-Plastische.

In der Ausstellung „Enragiert II” verdichtet sich dieser Prozess: Egender arbeitet mit Gips, den er zu fragilen, spannungsvoll strukturierten Körpern formt. Seine Werke oszillieren zwischen roher Geste und kalkulierter Struktur und wirken zugleich archaisch und präzise gesetzt. Kunst erscheint hier als Behauptung in Form, gespeist aus politischen und sozialen Zeichen, die in eine plastische Sprache übersetzt werden. So entsteht ein offener Reflexionsraum über Sichtbarkeit, Widerstand und ästhetische Autonomie.

Die Ausstellung bietet einen konzentrierten Blick auf ein Werk, das kontinuierlich die Verbindung zwischen Materialität und Bedeutung auslotet. Egenders technische Recherche ist dabei nie Selbstzweck, sondern bleibt stets einem künstlerischen Erkenntnisinteresse verpflichtet – ein fortgesetztes „selbstgewinnendes Weitermachen“, das sich in den aktuellen Arbeiten verdichtet.

Im ersten Stock und im Dachgeschoss widmet sich Eva Kees der Dynamik von Erinnerung und Gegenwart. Ausgangspunkt ist der umfangreiche Nachlass des Künstlerehepaars Louise und Alois Schwärzler, das den kulturellen Charakter der Gemeinde Bildstein über Jahrzehnte mitprägte.

Kees kombiniert historische Werke der beiden Kunstschaffenden mit eigenen Positionen und setzt sie in einen produktiven Dialog. Ihre Arbeiten, Installationen, Leuchtobjekte, fotografische und videobasierte Setzungen, fragen nach der materiellen Trägerschaft von Erinnerung und deren Transformation über Zeit. Gegenstände, die einst eine emotionale Bedeutung hatten, verändern ihre Wirkung, ohne diese zu verlieren; sie laden sich vielmehr neu auf.

Im Zentrum steht die Initiative „Erinnerungsamt“, ein aus der Ausstellung hervorgegangenes Projekt, das als Plattform fungiert. Dort sollen Nachlässe künstlerisch bearbeitet oder als Ort der reflexiven Auseinandersetzung mit dem Abschied übergeben werden können. Die Ausstellung wird durch ein bislang unveröffentlichtes Interview aus den 1990er Jahren ergänzt.

In den Kellerräumen zeigt Rainer Rainer Arbeiten zwischen Malerei, Druckgrafik und Zeichnung, deren Materialität unmittelbar erfahrbar ist. Seine Arbeitsweise basiert auf körperlicher Präsenz – Malerei ist für ihn kein ästhetisches Produkt, sondern notwendiger Ausdruck. Sein Zugang ist intuitiv, aber nicht beliebig: Der Bildträger wird zum Gegenüber, das Widerstand leistet. Farben erscheinen dabei nicht als kompositorisches Mittel, sondern als körperliche Erfahrung. Rot steht für Lebendigkeit, Schwarz fungiert als Resonanzraum, in dem Mehrschichtigkeit und Verletzlichkeit gleichermaßen anklingen. Zahlreiche Arbeiten tragen sichtbare Spuren des Entstehungsprozesses wie Risse, Brüche und Unebenheiten.

Zwischen figürlicher Andeutung und abstrakter Geste, zwischen Aufbau und Zerstörung entfaltet sich eine Bildsprache, die Widerständigkeit nicht nur thematisiert, sondern auch performativ erzeugt. Die Ausstellung zeigt ein Werk, das sich als Gegenentwurf zu affirmativer Bildproduktion aus der Spannung zwischen innerem Antrieb und formaler Freiheit speist.