Drei Handschriften, ein Raum

Kultur / 22.12.2025 • 14:44 Uhr
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2026 sind drei Einzelpräsentationen international etablierter Kunstpositionen im Kunstraum geplant. Günter Richard Wett, courtesy der Künstlerin

Der Kunstraum Dornbirn präsentiert 2026 Davide Allieri, Michail Pirgelis und Ursula Palla.

Dornbirn Auch 2026 bleibt der Kunstraum Dornbirn seinem Konzept ortsspezifischer Ausstellungen verpflichtet. Drei Einzelpräsentationen international etablierter Kunstpositionen laden dazu ein, die ehemalige Montagehalle der Rüschwerke erneut als Resonanzraum zwischen Geschichte, Material und Gegenwart zu erkunden. Mit Davide Allieri, Michail Pirgelis und Ursula Palla bringt das Programm drei Künstlerinnen und Künstlern zusammen, deren Arbeiten den Raum nicht bespielen, sondern herausfordern – jeweils auf eigene, unmittelbar erfahrbare Weise.

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Im Sommer findet die erste institutionelle Einzelausstellung von Michail Pirgelis in Österreich statt. Michail Pirgelis, courtesy des Künstlers/Sprüth Magers

Thomas Häusle, Direktor Kunstraum Dornbirn: „2026 zeigen wir Einzelausstellungen von Davide Allieri, Michail Pirgelis und Ursula Palla. Für die besonderen Bedingungen der historischen Montagehalle werden wir drei sehr unterschiedliche ortsspezifische Ansätze bildhauerischer Positionen sehen. Davide Allieri verwandelt die Halle mit seiner faszinierenden Ästhetik in ein postapokalyptisches Environment zwischen Science-Fiction und Realität. Michail Pirgelis lotet in seinen Werken die Grenzen unseres Verständnisses von Objekten aus und erweitert die Erfahrung des Skulpturalen auf neuartige Weise. Ursula Palla eröffnet mit ihren außergewöhnlichen Installationen Reflexionsräume, in denen die verletzliche Balance zwischen Natur, Kultur und Realität sichtbar wird.“

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Petro Gilberti

Den Auftakt im Frühjahr gestaltet der italienische Künstler Davide Allieri. In seiner raumgreifenden Installation mit dem Titel „47°24’35’’N / 9°44’20’’E“ entsteht eine Vision postindustrieller Zukunft. Fragmentierte Maschinenkörper, konstruktive Relikte und künstliches Licht bilden ein Szenario zwischen Science-Fiction und archäologischem Befund. Allieri denkt den Raum nicht als neutrales Behältnis, sondern als tektonische Struktur, in der Stillstand und Transformation ununterscheidbar werden. Die denkmalgeschützte Halle wird Teil eines Settings, das Fragen nach Verantwortung, Technikfolgen und gesellschaftlichem Umbruch nicht beantwortet, sondern als Spannungsfeld offenlegt.

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Michail Pirgelis, courtesy des Künstlers/Sprüth Magers, Foto Timo Ohler.

Im Sommer folgt die erste institutionelle Einzelausstellung von Michail Pirgelis in Österreich. Der in Köln lebende Künstler arbeitet mit ausgemusterten Teilen von Passagierflugzeugen – etwa Fensterreihen, Aluminiumverkleidungen oder Bodenplatten. Die Spuren der Nutzung – Kratzer, Markierungen, Verformungen – bilden die Grundlage skulpturaler Objekte, die sich zwischen industriellem Readymade und minimalistisch reduzierter Form bewegen. In Dornbirn entwickelt Pirgelis eine ortsspezifische Arbeit, die die Geschichte des Gebäudes aufnimmt und gleichzeitig die Materialgeschichte des 20. Jahrhunderts durchschneidet. Dabei geht es weniger um Technik als um die Frage, wie sich Erinnerung in Oberflächen einschreibt – und wie diese in neuen Zusammenhängen lesbar werden.

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Günter Richard Wett, courtesy der Künstlerin

Den Jahresabschluss bildet im Winter eine Einzelausstellung der Schweizer Künstlerin Ursula Palla. Ihr Werk beschäftigt sich seit vielen Jahren mit ökologischen Fragestellungen – nicht plakativ, sondern im Zusammenspiel von Bild, Zeit und Instabilität. In Videos, Klangarbeiten und ephemeren Installationen untersucht Palla die Kipppunkte scheinbar stabiler Systeme. Sie arbeitet mit Naturmaterialien und gezielter Vergänglichkeit – als Bestandteil einer künstlerischen Sprache, die nicht illustriert, sondern assoziiert. In Dornbirn rückt sie die Momente ins Zentrum, in denen Gleichgewichte sich verschieben, ohne dass eine Katastrophe sichtbar wird. Fragile Setzungen treffen auf genaue Recherche – ein Werk, das sich zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit bewegt.

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Davide Allieri

Alle drei Ausstellungen werden durch Gespräche mit den Künstler:innen, Führungen sowie Vermittlungsformate für Kinder, Familien und Bildungseinrichtungen begleitet. Kooperationen mit regionalen Partnern und der gemeinsame Ticketverbund mit der inatura sorgen für niederschwellige Zugänge und unterstreichen den Anspruch, aktuelle Kunst nicht nur zu zeigen, sondern erfahrbar zu machen.

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Günter Richard Wett, courtesy der Künstlerin