TBC – Zurück zum sachlichen Diskurs

Leserbriefe / 16.12.2019 • 18:24 Uhr

Beim Thema TBC scheint unserem Landwirtschaftskammerpräsidenten unlängst die Sicherung durchbrannt zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass er nach verengter Stammtischlogik den Totalabschuss der Rotwildbestände fordert, um die Rinder-TBC in Vorarlbergs Ställen in den Griff zu bekommen. Fakt ist, dass in den letzten Jahren immer mehr TBC-Fälle bekannt wurden, bei denen kein Zusammenhang mit Alpung und möglichem Wildkontakt nachzuweisen war. Dies deckt sich mit einschlägigen Studien, welche die Infektionskette bei der Übertragung von Rinder-TBC überwiegend im unkontrollierten Viehverkehr und über Mist und Gülle sehen und der Bedeutung der Übertragung durch Wild eine untergeordnete Rolle zuschreiben. Abgesehen davon ist auf den hierzulande völlig pervertierten Umgang mit positiv getesteten Rindern hinzuweisen. Bekannterweise wären sowohl das Fleisch als auch die Milch – nach Pasteurisierung – unbedenklich zu verzehren. Stattdessen werden die Tiere in der Tierkörperverwertung entsorgt und hektoliterweise Milch weggeschüttet, um danach alles mit Subventionen aus Steuergeldern zuzuschütten. Diese Vorgangsweise ist weder nachhaltig noch ökonomisch und schon gar nicht ethisch länger vertretbar. Anstatt laut „haltet den Dieb“ zu schreien und mit dem Boulevard zu hyperventilieren wäre es sinnvoller, sich für die Abschaffung dieser Fehlentwicklungen einzusetzen und dafür zu sorgen, dass unsere Bauern ihre guten und gesundheitstechnisch völlig unbedenklichen Produkte angemessen vermarkten können.

Dr. Georg Rüscher, Bregenz