Zum Streit um den
„richtigen“ Gott
Zu den Leserbriefen „Glaubwürdigkeit“ von Pfr. Peter Mathei sowie „Christen und Muslime im Gespräch“ von Rudi Regez:
Vielleicht sollten sich die Leserbriefschreiber in ihrem Streit um den richtigen Gott einmal fragen, ob es nach Hunderten Kriegen im Namen Gottes und mit dem Segen einer Religion nicht an der Zeit wäre, es einmal ohne Gott, Märtyrer und gut gemeinte Legenden aus dem Buch der Bücher zu versuchen. Heinrich Heine (1797–1856) bezeichnete schon 1840 in der Schrift Ludwig Börne die Religion(en) als „geistiges Opium“, und Karl Marx wandelte vier Jahre später daraus ab: „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes“. Noch eine aktuelle Stimme von heute: „Kaiser“ Robert Palfrader im VN-Interview vom November 2019 mit der Schlagzeile „Halte Religionen für eine große Gefahr“: „Ja, ich bin felsenfest überzeugter Atheist. Wenn es einen Gott gäbe, hätte ich auch unheimlich viel mit ihm zu bereden. Ich habe in meinem Freundeskreis Juden, Moslems, Christen. Was die alle miteinander eint, ist, dass sie ihre Religion nicht besonders bzw. überhaupt nicht ernst nehmen.“ Da der Begriff Atheist inzwischen aber sehr, zu sehr, negativ behaftet ist, kann man sich mit dieser Einstellung dem deutschen Philosophen Schmid-Salomon folgend auch als religionsfreien, evolutionären Humanisten bezeichnen.
Willi Glück, Götzis