Seniorenbetreuung

Leserbriefe / 26.03.2020 • 18:33 Uhr

Ein Bericht aus einem Altersheim in Würzburg hat mich zugleich aufgeschreckt und erschüttert. Innert kurzer Zeit fordert das Coronavirus in dieser Betreuungseinrichtung viele Tote. Aber auch eine bedenkliche Anzahl von Beschäftigten wurde infiziert und fallen wegen Erkrankung und notwendiger Quarantäne in der pflegerischen Betreuung der ihnen anvertrauten Senioren aus. Vor diesem schrecklichen Szenario habe ich als langjähriger Gemeindearzt immer wieder gewarnt. Mit fadenscheinigen Ausreden wurden meine präventiven Bemühungen, nämlich Grippeschutzimpfungen vor allem für das Personal und die Heimbewohner belächelt und abgeschmettert. Man stelle sich folgendes vor: Eine Influenzawelle (echte Grippe) ist, wie derzeit „Corona“, bei uns eingebrochen, zahlreiche Heimbewohner erkranken; einige Beschäftigte, Pflegepersonal aber auch sonstige Mitarbeiter erkranken auch, der Pflegegrad der betroffenen Heiminsassen steigert sich um einiges, weniger Personal, dadurch kommen die noch Einsatzfähigen über ihre Belastungsgrenze hinaus. Ein Horror, wie er jetzt in Würzburg Tatsache ist. Höherer Pflegeaufwand, weniger Personal – da tut sich eine Schere auf, die zur Katastrophe führt. Ich plädiere deshalb für eine generelle Impfpflicht beim Personal in Altersheimen, in Spitälern und in der ambulanten Betreuung (KPV, Lebenshilfe, MOHI). Hier ist das öffentliche Interesse höher zu bewerten als das persönliche. Halbwahrheiten, esoterisches Geschwafel und selbsternannte Heiler sind bei so gravierenden Problemen fehl am Platz.

Dr. Jürgen Tschannett,

Sulz