Auferstehung

Leserbriefe / 07.04.2020 • 19:05 Uhr
Auferstehung

Dass wir mit unseren Smartphones das Wissen der Welt jederzeit abrufbar in den Hosentaschen spazieren führen, hat uns nur bedingt medienmächtig gemacht. Es hat die Information entwertet. Oder, wie das ein Kollege einmal augenzwinkernd formuliert hat: „Das bissel, was ich les’, das schreib ich mir selber.“ Tatsächlich hat es lange Zeit fast keine Rolle mehr gespielt, ob etwas wahr oder falsch war. Hauptsache, es gefiel.

Aber so beklemmend die Corona-Krise unsere Alltage auch verengt hat, in diesem Punkt hat sie ein Wunder erwirkt. Plötzlich erringen die guten, alten Nachrichtensendungen im Fernsehen Kultstatus. Zeitungen werden stibitzt, Über die wahre Herkunft des Virus geraten sich nicht nur China und die USA in die Haare, sondern auch ganz „normale“ Menschen mit geradezu wissenschaftlichem Anspruch. Es wird wieder zitiert! Jede Maßnahme der Regierung wird beäugt und besprochen.

Kurzum: Corona bringt den Tod, das ist wahr. Aber die Pandemie hatte auch einen Weckruf im Gepäck. Das Empfinden von Bürgerpflicht und Bürgerrecht, die Obsorge als Grundgerüst einer Gemeinschaft und die Bedeutung guter, richtiger Information feiern dieser Tage Auferstehung. Wir dürfen sie nur nicht wieder bei nächster Gelegenheit zu Grabe tragen.