Reich, arm, kommunistisch, egal!
Dass ausgerechnet der Leserbrief von Herrn Robert J. Bösch („Erbschafts- und Reichensteuer trifft Arme“, VN vom 11./12. April 2020) von der VN-Redaktion ins Zentrum der Leserbriefseite gerückt wird, lässt mich erschaudern. Der Text besticht nicht gerade durch seine Qualität. Ich greife nur einen Aspekt heraus: Der „Kommunismus“ – Gott behüte! – steht laut Herrn Bösch vor der Türe unseres Landes. Was wurde und wird nicht alles als „kommunistisch“ denunziert! In den USA gilt für manche bereits die Forderung nach einer allgemeinen Gesundheitsversicherung als „kommunistisch“. Leute, die so „argumentieren“, benutzen den Begriff bloß denunziatorisch, um von ihrem Eigeninteresse abzulenken und eine rationale Diskussion zu unterbinden. Herr Bösch behauptet, eine Eigentumswohnung würde „in ein paar Jahren“ eine Million Euro kosten. Das mag für Luxuswohnungen in Toplage zutreffen, die Allermeisten können sich eine solche Immobilie nicht entfernt leisten. Tatsächlich verfügt nur ca. jeder zweite Österreicher über Eigentum, der Immobilienwert liegt in den meisten Fällen weit unter einer Million Euro. Die Zahl der „Millionäre“ ist in Österreich eher gering. Herrn Bösch ist das wurscht, er wittert „Kommunismus“. Übrigens: Bekannte kommunistische Länder wie Großbritannien, Deutschland oder die Schweiz haben wesentlich höhere vermögensbezogene Steuern wie Österreich, darunter eine Erbschaftssteuer.
Dr. Reinhard Ellensohn, Götzis/Wien