Abstand halten

Leserbriefe / 21.04.2020 • 18:21 Uhr

Man sollte öfter nachts einen Spaziergang machen, um zu sehen, wie der Sternenhimmel das Bild einer ewigen Ordnung und Ruhe gibt, weil jeder Stern gehorsam an seinem Platz steht und so den ewig vorgesehenen Abstand zu den anderen Sternen hält. Für die Alten war die kosmische Harmonie das göttliche Vorbild einer gerechten Ordnung für das Zusammenleben der Menschen, wo sie einander den Raum geben, in dem sie füreinander sein können, was sie sind. Aber weil wir fast nie ins Weltall hinaufschauen, verbohren wir uns wie Maulwürfe in die Kleinigkeiten des Erdenlebens. Man möge deshalb oft beten: Herr, befreie mich von den Sorgen um die Kleinigkeiten und zeig mir, was wirklich wichtig ist. Ganz ähnlich gibt jeder Wald mit seinen Millionen von Tannen ein natürlich-heiliges Bild vom Abstand halten, denn ohne diesen uralten Abstand der Tannen zueinander könnte der Wald nicht Wald sein, sondern wäre ein chaotisches Durcheinander. M. Delbrel schrieb: „Jeder Mensch kann – ähnlich einer Tanne – nur an je seinem Platz und im rechten Abstand zu den anderen sich entwickeln. Aber aus solchen selbstständig wachsenden Menschen bestehe eine lebendige Gemeinschaft – ähnlich einem starken Wald auf freilich ein und demselben Boden.

Pfr. Peter Mathei,

Alberschwende