Die maskierte ­Gesellschaft

Leserbriefe / 28.04.2020 • 18:20 Uhr

Nun ist es also so weit: Maskenpflicht in allen Geschäften sowie in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Im Radio gab eine Psychologin Tipps, wie damit umzugehen sei – weil das für uns alle doch eine neue, unbekannte Situation darstelle, dass man dem Gegenüber nun nicht mehr richtig ins Gesicht schauen könne. Ach, wirklich? Da wüsste ich aber ein anderes Narrativ. Lassen Sie mich vorausschicken, ich stamme aus einer vergangenen Epoche. Ich habe meine sozialen Perspektiven und Strategien, mein ganzes Menschenbild noch ausschließlich der analogen Wirklichkeit abgerungen. Lebenswichtige Systeme wie ,,WhatsApp“ oder ,,Instagram“ waren vor der digitalen Sintflut gänzlich unbekannt. Man verstand es, ohne all das über die Runden zu kommen. So hat es mir lange nichts ausgemacht, in der digitalen Vollabstinenz zu verharren. Irgendwann wollte ich dann doch wissen, was mir da so entgeht. Also ließ ich mir von einem Bekannten, der dort regelmäßig verkehrt, Einblick gewähren in die virtuellen Parallelwelten und vorführen, wie es z. B. in so einem Chatroom zugeht. Der frappierendste Eindruck für mich war: Da sind ja lauter Maskierte unterwegs!

Bohuslav Birka, Dornbirn