„Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte“
Der Maler Max Liebermann hat angeblich mit diesen Worten 1933 seinen Ekel vor den Nationalsozialisten ausgedrückt. Warum muss ich immer an diesen Ausspruch denken, wenn ich Brandreden wie zuletzt die der FPÖ-Abgeordneten Kickl und Belakowitsch im Parlament höre? Die beiden werfen dem Bundeskanzler vor, die Ängste der Österreicher zu „benutzen“, mit ihnen „kalkuliert“ zu haben, um die Maßnahmen gegen die Ausbreitung der COVID19-Pandemie ohne große Widerrede durchsetzen zu können. Die FPÖ und andere Rechtspopulisten weltweit arbeiten seit jeher mit der Angst und Furcht der Bürger. Wurden zur NS-Zeit politische Feinde als „Totengräber der Menschheit“ verunglimpft, werden heute Flüchtlinge durch Begriffe von Naturkatastrophen entmenschlicht: „Menschliche Überflutung“, „Migrantenwelle“, „Asyl-Orkan“. Das christliche Abendland sei dem Untergang geweiht, wir stünden kurz vor einem Bürgerkrieg, man spricht von „feindlicher Landnahme“, es gilt die „Festung Europa“ zu schützen. Diese Demagogen erzeugen mit ihrer metaphorischen Rhetorik sehr wohl auch Angstbilder. Wenn manche auch in dieser Ausnahmesituation besorgt sind und berechtigte Angst haben – mit dem Schlagwort Angst einen Angriff gegen den politischen Kontrahenten zu starten, ist für Mitglieder der FPÖ, aus meiner Sicht, schlicht und einfach Heuchelei. Und da wird mir schlecht, egal, wie viel ich gegessen habe.
Hansjörg Rohrmoser, Bregenz