Corona – ­Krisenbewältigung braucht Europa

Leserbriefe / 26.05.2020 • 19:47 Uhr

Ob der totale Shutdown richtig war, wird man erst später beurteilen können. Die medizinische Vorbereitung war jedenfalls schlecht, gab es doch am Anfang nicht einmal ausreichend Masken und Schutzmäntel für Ärzte. Juristisch wird weiter gestümpert, und wird uns das noch einiges an Schadenersatz kosten. Schlechte Hilfeadministration führt zu verspäteten Ersatzleistungen und damit zu weiteren Schäden. Insgesamt zeigen sich zwei Dinge mit Sicherheit: Das größte Problem sind die geschlossenen Grenzen. Dabei ist es völlig sinnlos, Grenzen zu schließen, wenn die Gefahrenlage auf beiden Seiten gleich ist. Das steigende Akzeptanzproblem geht darauf zurück, dass in jedem Land die Vorschriften verschieden sind. Niemand verstand, warum ein Geschäft in Deutschland 800 m2 haben durfte und in Österreich nur 400, warum man das Pferd grenzüberschreitend besuchen durfte, nicht aber den Freund, und vieles mehr. Es wäre daher unerlässlich, dass die Maßnahmen auf europäischer Ebene koordiniert werden, und dass alle Fachleute Europas zusammenarbeiten, anstatt jede „Provinz“ mit ihren eigenen „Provinzsachverständigen“. Die Seuchenbekämpfung braucht mehr Europa und nicht weniger. Praktisch zeigt sich, dass sich das Virus am meisten im Bereich prekärer Arbeits- und Wohnbedingungen entwickelt (Singapore zweite Welle, deutsche Schlachthöfe, österreichische Leiharbeiter bei der Post).

RA Dr. Wilfried Ludwig Weh,

Bregenz