Antisemitismus in Österreich

Leserbriefe / 12.06.2020 • 16:53 Uhr

In einem Interview rief Nationalratspräsident Mag. Sobotka alle Österreicher zum Kampf gegen Antisemitismus auf. Eine aktuelle Antisemitismusstudie zeigt, bei 30 Prozent der Österreicher besteht ein latenter, bei 10 Prozent ein manifester Antisemitismus. Mit Gesetzen und Bildungsarbeit versucht das Parlament gegenzusteuern. Das alles ist aber zu wenig. Es braucht eine klare gesellschaftliche Haltung gegen den sogenannten verbalen Alltagsantisemitismus. Laut Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel kommt Antisemitismus nie von den Rändern der Gesellschaft, sondern aus ihrer Mitte und geht dann an die Ränder. Es war vielleicht ein Fehler, den Antisemitismus nur am rechten Rand zu beobachten. Es gibt auch den Antisemitismus der Mitte, einen antizionistisch besetzten Antisemitismus am linken Rand und einen Antisemitismus in der Migrationskultur. Was können wir dagegen tun? Es braucht Zivilcourage, um dagegen aufzutreten. Ist aber überschießende Kritik an Israel Antisemitismus? Mag. Sobotka bejaht: Die Stereotype gegen Israel sind sehr alt. Sie tauchen bei den Nazis wieder auf und jetzt haben wir in der Israel-Palästinenser-Debatte eine ähnliche Wortwahl und Inhalte. Zu Österreich sagt Mag. Sobotka: „Mir hat ein Rabbiner gesagt, beim Verlassen der Metro wird er in Paris nach spätestens fünf Minuten attackiert, in Berlin nach 30 Minuten. In Wien ist ihm das noch nie passiert.“ Hoffen wir es bleibt so.

Dr. Wolfgang Hämmerle, Lustenau