Scheitern der Feldkircher Jugend- und Kulturpolitik

Leserbriefe / 12.07.2020 • 17:50 Uhr

Feldkirch hatte eine partizipative Jugend- und Kulturpolitik. Helmut Futscher, Vizebürgermeister, Kultur- und Jugendreferent in den 1970er-Jahren, ist es in kurzer Zeit gelungen, mehr als 100 ehrenamt-
liche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu aktivieren. In der Kulturwüste Feldkirch entstand Leben. Das Kulturreferat verstand sich als Servicestelle und Motivator. Die Strategie des Ermöglichens ging auf den legendären Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann zurück. Sie zu verlassen, rächt sich bitter. Der Versuch, Jugend- und Kulturarbeit von oben herab zu initiieren und zu managen, ist gescheitert. Man sieht das am nicht funktionierenden Montforthaus mit seinen Defiziten, dem funktionslosen Palais Liechtenstein mit geschlossener Aussichtsplattform und einem Jugendhaus Graf Hugo, das die Jugendlichen unter Protest verlassen. Infrastruktur und Organisationsstrukturen kosten jährlich Millionen und in Zukunft noch mehr. Denn die neue Organisation und neue/alte Geschäftsführer werden das Desaster nur noch undurchsichtiger machen, als es eh schon ist. Beseitigen werden sie es nicht. Zwischentöne, ein „Think Tank“ und ein Jugendhaus am Gängelband der Stadt sind à la longue dem Tode geweiht. Und wenn der Bürgermeister demonstrierende Jugendliche als wahre Demokraten und Vorbilder politischen Handelns tituliert, gleichzeitig aber ihre Ängste und Bedürfnisse in der Stadtvertretung niederstimmen lässt und plattmacht, dann ist das in meinen Augen Zynismus nach Trumps Vorbild.

Ulrich Herburger, Feldkirch