Fischer und andere Prädatoren

Leserbriefe / 17.07.2020 • 17:56 Uhr

Zum VN-Bericht „Abschussgenehmigung für Graureiher“, VN vom 14. Juli:

Nach dem Kormoran soll es nun auch dem Graureiher an den Kragen gehen. Als traditionelle Hassobjekte des Fischereiverbandes sind diese beiden großen Fischprädatoren ganz oben auf der Abschussliste. Wie viel Druck dabei auf die den Abschuss genehmigende Behörde ausgeübt werden musste, bleibt hypothetisch. Grundsätzlich fraglich ist die Bejagung von Fischprädatoren aber allemal, denn Fische sind evolutionär bestens an den Prädatorendruck angepasst und die natürliche Reproduktionsfähigkeit der Fische ist mengenmäßig gewaltig. Denn, unzählige Arten ernähren sich von Fischen und deren Entwicklungsstadien, darunter auch zahlreiche Wirbellose, die – für den Fischer indes unsichtbar – Laich und Jungfische in Massen konsumieren. Mittlerweile haben jedoch der Bau von Kraftwerken, fehlende Schutzstreifen entlang der Gewässer, um Einschwemmung von Schadstoffen oder auch Erdreich nach Starkregen zu verhindern sowie nicht zuletzt die Klimaerwärmung, bereits zum Verlust vieler Tierarten geführt. Besatzmaßnahmen, also das Einsetzen von aufgezüchteten, jagdlich favorisierten Jungfischen in Gewässer, sind kostspielig und damit wächst der Zorn gegen alle Arten, die eben diese Fische (auch) konsumieren (wollen). Ob es „vernünftig“ ist, große Fischprädatoren zu bejagen, sei dahingestellt. Ob es aber womöglich im Widerspruch zu europäischen Rechtsnormen steht, sollte diskutiert werden.

Ulrike Schmid, BA MA, Götzis