Homo lupo lupus

Leserbriefe / 12.08.2020 • 18:45 Uhr

Zum VN-Bericht „Nur ein Wolf kann das anrichten“, VN vom 11.8.20:

Es ist wahrscheinlich wirklich so, dass man jetzt „nicht einfach Hunde anschaffen“ kann. Mit Herdenschutzprogrammen hätte man sicher schon vor Jahren beginnen müssen. Die Rückkehr des Wolfes nach Mitteleuropa ist seit Anfang dieses Jahrhunderts bekannt und wird seitdem in den – leider oftmals reißerischen und kriminalisierenden – Medienberichterstattungen formuliert. Umso absurder erscheint da die chronische Ideenlosigkeit der Kammervertretung. Schulungen oder Realisierung von Herdenschutzmaßnahmen? Fehlanzeige! Demzufolge kann man auch hier kaum von einem „guten Hirten“ sprechen. Diese makabre Gleichförmigkeit scheint symptomatisch für die Vertreter der Land- und Forstwirtschaft: So wie es „rotwildfreie Zonen“ in Vorarlberg gibt, muss auch der „böse“ („Problem“-)Wolf weg. Die Überlegung einer „wildökologischen Raumplanung“ im Nachhinein mutet hingegen fast ein bisschen belustigend an. Bei allem Respekt für die Menschen, die ihre Zuchtschafe verloren haben, und insbesondere die Tiere, die in Angst und Schmerz ihr Leben lassen mussten: In den umliegenden nicht-österreichischen Nachbarländern funktioniert das Nebeneinander zwischen Wolf, Mensch und seinen „Nutztieren“ seit Jahren. Warum das Vorkommen großer Beutegreifer und Alpung ausgerechnet in Vorarlberg nicht gelingen soll, ist möglicherweise einer Mentalität geschuldet, die sich viel eher als problematisch bezeichnen lässt, als es ein (realer) Wolf je sein kann. Der Schießprügel als politisches Instrument ist jedenfalls bodenlos reaktionär.

Ulrike Schmid, BA MA, Götzis