Erinnerungen an Schönenbach

Leserbriefe / 25.08.2020 • 20:03 Uhr

Zum VN-Bericht „Das hat voll Spaß gemacht“ vom 11. 8. 2020:

Der Bericht über das Kinderdorfhaus Schönenbach hat viele Erinnerungen wachgerufen. Kaplan Hugo Kleinbrod und seine Mitarbeiter, darunter das Bregenzer Urgestein Walter Gasser, haben uns Kindern unvergessliche Wochen beschert. Hauptlektüre für die Jugend jener Täge war Karl May. Demzufolge waren die einzelnen Hütten nach lndianerstämmen benannt. Unsere Gruppe war im Haus Huronen untergebracht. Der Tag begann mit Riebel im Blechteller, an Beschäftigung und guter Kost mangelte es nicht. Eine Begebenheit ist mir besonders in Erinnerung: Kaplan Kleinbrod eröffnete uns eines Morgens, dass der Diedamskopf bestiegen werden solle. Die Begeisterung darüber hielt sich in Grenzen, wurde jedoch mit dem Hinweis auf eine Überraschung – „Beim Abstieg gibt es Eis“ – attraktiver, war doch ein Eis mithin das Begehrenswerteste zu jener Zeit. Wir wunderten uns alle darüber, dass Kaplan Kleinbrod einen derart schweren Rucksack nach oben schleppte. Beim Abstieg trafen wir auf ein schattiges Kar, in welchem sich reichlich Altschnee fand. Der Rucksack wurde geöffnet, eine große Messingtonne der Fa. Sagmeister, voll mit Erdbeermarmelade und etlichen Papierbechern traten hervor. Letztere wurden mit Altschnee gefüllt und mit Marmelade abgedeckt. Fertig war das Erdbeereis. Diese Erfahrung ist nur ein kleiner Beitrag als Zeichen der fürsorglichen Zuneigung, die wir in Schönenbach erfahren durften.

Dr. Karl Heinz Tizian, Bregenz