Systemrelevante Waffengewalt?

APA
So ein Lockdown fördert manche Skurrilität zutage. Waffengeschäfte müssen offen sein. Aha, denkt die Skeptikerin und liest weiter. Berufsjagd (!) sei systemrelevant, regionale Lebensmittel werden gewonnen. Na ja, der beruflich agierende Jäger wird mit seiner Munition wohl auskommen für drei Wochen und Wildwochen sind ja derzeit aus. Aber: Auch der Wald muss vor Wildschäden gerettet werden. Dabei ist Schalenwild im Rahmen der Winterruhe in der Lage, seine Vitalfunktionen den äußeren Lebensbedingungen anzupassen. Eben Ruhe sollten die Wildtiere jetzt haben (dürfen)! Verbissschäden sind doch eher eine relative Erfindung der Forstindustrie, die um ihre Profite bangt. Gleichzeitig sind bei vielen Holzschlägerungen überdimensionierte Maschinen im Einsatz, welche zahlreichen Zielbaumarten unterschiedlichster Altersstufen kollateral den Garaus machen und den Boden dadurch derart verdichten, dass danach kein Gras mehr wächst. Offenkundig scheint hierbei, dass dieses brachiale System möglicherweise an imperialistischem Kolonialismus erkrankt ist. Wenn es nach der Forstindustrie ginge, würde Schalenwild vermutlich sogar mit Waffen aus der Luft bejagt. Anders ist es kaum zu erklären, dass beinahe Woche um Woche wieder irgendwo in Vorarlberg die Schonzeit aufgehoben wird, um Wildtieren möglichst ganzjährig nachzustellen. Auf der Strecke bleiben indes die Artenvielfalt in den Wäldern und die Rücksicht auf Mitgeschöpfe. Das kann doch kein Jäger wollen!
Ulrike Schmid, Götzis