Elitedenken
Zum Leserbrief von Mag. Josef Heinzle „Erfolg durch Leistung“, VN vom 26. November:
In seinem Leserbrief kritisiert Hr. Mag. Heinzle den Kommentar von Harald Walser „Schule der Privilegierten“ vom 23.11. 2020. Heinzle beruft sich dabei auf angeblich gut recherchierte Gegenargumente von Kollegen Türtscher. Dazu muss man wissen, beide kommen aus dem erzkonservativen Teil der GÖD (Gewerkschaft öffentlicher Dienst, eine Vorfeldorganisation der ÖVP). Harald Walser möchte seit Jahren, zuerst als Gymnasialdirektor, dann als Nationalratsabgeordneter und Bildungssprecher der Grünen nichts anderes als mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit im österreichischen Bildungssystem. Mir ist es unerklärlich, dass man sich gerade als Religionslehrer gegen diese fundamentalen christlichen Werte sträubt. Für mich gibt es nur zwei Begründungen: Das Elitedenken bei vielen Lehrer*innen in den Gymnasien (Koll. Heinzle unterrichtet an der HLW Marienberg) macht betriebsblind, ignoriert oder verdrängt den Selektionsmechanismus bei den Zehnjährigen in der Volksschule. Diese viel zu frühe Bildungsentscheidung wird nicht nur durch unzählige evidenzbasierte Studien belegt, sondern das sagt einem der ganz normale Hausverstand. Dieses Elitedenken führt auch zum zweiten Grund – die ÖVP. Schon in den 1920er Jahren, als Otto Glöckel eine Schulreform wollte, die allen Kindern zugutegekommen wäre, verhinderten dies die Konservativen. Diese Verhinderungspolitik dauert bis heute an und wird durch die türkise ÖVP noch getoppt. Schließlich soll die sogenannte Elite unter sich bleiben!
Peter Fischer, Sprecher der ARGE Gemeinsame Schule, Rankweil