Inflationslügen

Leserbriefe / 29.01.2021 • 17:00 Uhr

Die Inflationsrate 2020 war mit 1,4 Prozent statistisch gesehen niedrig. An der Supermarktkasse habe ich das anders empfunden: Die Preise für Obst und Gemüse stiegen z.B. um 4,6 %. Noch mehr Steigerung hatten die Wohnungskosten. Der Konsum hat sich geändert, der Warenkorb für die Inflationsberechnung aber nicht. Wertvolle Artikel verschwinden aus dem Warenkorb, die billigeren Waren ergeben mehr Gewichtung. Wenn statt regionalem Biofleisch plötzlich billiges Fleisch aus Massentierhaltungen im Warenkorb liegt, entspricht das nicht unserem ökologischen und sozialverantwortlichen Konsumverhalten. Die Politik zieht als Grundlage für ihre Entscheidungen Zahlen heran, die nicht dem entsprechen, was die Menschen an Preisänderungen im Alltag erleben. Durch Verheimlichung der wahren Teuerungsrate entsteht ein rasanter Schwund in unserer Geldbörse. Der große Verlierer ist die Mittelschicht, Menschen, welche vom Geldlohn ihrer Arbeit leben. Sie erhalten weniger Lohn, der Wert von Sparbüchern, Lebensversicherungen und Renten verfällt. Der größte Gewinner ist der Staat. Seine gigantischen Schuldenberge schmelzen auf wunderbare Weise dahin. Zu den Profiteuren zählen die Banken, die selbst kaum eigene Mittel haben, sich aber das Geld bei der EZB zu Minizinsen leihen. Gewinner sind auch diejenigen, die vorher eine Menge Schulden hatten, da sie jetzt nur noch wertloses Geld zurückzahlen. Wir haben gelernt, dass man sparen soll. War das falsch?

Roland Geiger, Buch