Können wir (noch) Demokratie?

Leserbriefe / 12.02.2021 • 17:54 Uhr

Voltaire hat sinngemäß gesagt: „Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie diese äußern dürfen“. In meinen Augen einer der Kernsätze der Aufklärung und wesentliche Grundlage unserer Demokratie. Voltaires Äußerung ist mir zuletzt bei einer Diskussion in Sachen Migration mit einem Mitbürger hohen moralischen Anspruchs besonders an die anderen, eingefallen. Meine Skepsis und meine Bedenken, den Willen zur Einwanderung und das Recht auf Asyl nicht zu vermischen, sondern, durchaus nüchtern, zu differenzieren führte dazu, dass er mich als verkappten Rassisten titulierte. Wer die öffentliche Diskussion inkl. der rhetorischen und schriftlichen Schlachten um kontroversielle Themen in verschiedenen Medien verfolgt, den beschleicht zumindest die Ahnung, dass ein Bürgerkrieg wieder möglich ist. Sozialdemokraten und Christlichsoziale haben sich nach dem Bürgerkrieg 1934, der ganz wesentlich Hitler in die Hände gespielt hat, in unfreiwilliger Einigkeit in den KZs wiedergefunden. Beide Gruppierungen haben daraus gelernt.

Wenn Demokraten, auch rhetorisch, aufeinander schießen, Hass sähen oder Andersdenkenden, was ebenso schlimm ist, den politisch korrekten Maulkorb verpassen, dann sind Diktatoren, zuerst vielleicht nur in „light Ausführung“, nicht mehr weit. Siehe Trump, Orban, Kazynski, Erdogan, Putin & Co. Wer die Demokratie verschläft wird schlicht in der Diktatur aufwachen!

Dr. Klaus König, Lauterach