Kanzler Kurz in Schlagdistanz

Leserbriefe / 08.04.2021 • 18:39 Uhr

So schnell kann es mit des Kanzlers Leadership abwärts gehen. Erst die Anwürfe gegen die unabhängige Justiz wegen angeblich willkürlicher Ermittlungen gegen Finanzminister Blüml. Dann die Erregung des Kanzlers über den „Impf-Basar“ auf dem europäischen Parkett in Brüssel, der nichts als Kopfschütteln bei den anderen Staats-und Regierungschefs auslöste. Unter dem Vorwand einer fairen Verteilung innerhalb der EU hat des Kanzlers Einsatz im Ergebnis für Österreich noch weniger Impfstoff-Lieferungen in nächster Zeit zur Folge. Und gerade aktuell die verstörenden Chat-Nachrichten, die Einblick geben in die Art und Weise, wie der innerste Zirkel der türkisen ÖVP miteinander kommuniziert. Als besonders willfährig hat sich dabei der (noch) Chef der Verstaatlichten-Holding, Thomas Schmid, hervorgetan. Zunächst drohte er den Kirchenvertretern unverhohlen wegen ihres Widerstandes gegen die Asylpolitik, wofür er Chat-Applaus vom Kanzler und Finanzminister erhielt. Dann zimmerte er sich selbst eine Ausschreibung für den hoch-dotierten Chefposten und erhielt ihn prompt. Nichts motiviert politische Boxer mehr als Treffer, die beim Gegner Wirkung zeigen. Das Bild kann mittlerweile als taugliche Beschreibung der österreichischen Innenpolitik gelten. Dabei ist klar, dass die Kritiker letzten Endes auf den Kopf des Kanzlers abzielen. Mit Schmid sind sie Kurz nun in Schlagdistanz gerückt. Bleibt die Frage, ob ein versöhnliches Ende der Pandemie dem Kanzler wieder Leadership verschafft.

Dr. Günter Felder,

Dornbirn