Flüchtlings-
kontingente
Meine Frage in einem letztjährigen Leserbrief nach der Beschränktheit der Flüchtlingsaufnahme wurde von den von mir Angesprochenen nie beantwortet. Nunmehr entnehme ich dem Flüchtlingsexperten Herrn Knaus (VN, 29.7.) den Vorschlag von jährlich 4000 Flüchtlingen für Österreich aus einem internationalen Kontingent von 300.000, in dem er Länder wie Ungarn oder Dänemark wohlweislich ausnimmt. Ob diese überschaubar wirkende Zahl von der Bevölkerung akzeptiert würde, ist ungewiss, 2015 wurde der Bogen zu weit überspannt. Sicher ist, an Europas Grenzen würden neue hoffnungsvolle Massen anstranden. Die jüngsten Drohscharmützel der Türkei und Marokkos zeigen, was sich abspielen würde. Vielen gelänge weiterhin die illegale Einreise, und Kameras würden die Zustände in den Flüchtlingslagern jener, die das Kontingent übersteigen, ins Haus liefern. Die Asylprozesse blieben unvermindert fraglich, sodass Rückholaktionen aus Pakistan oder Abschiebungen illegal anwesender, gut integrierter Schulmädchen weitergingen. Da müssten sich Herr Knaus und seine Denkfabrik noch etwas dahinterklemmen. Die im Vergleich zu 2015 gesunkenen Zahlen bedeutet keine von selbst eingetretene Entspannung, sondern beruhen auf den Ausflüchten und Missachtungen der einmal selbst auferlegten Verpflichtungen der Länder Europas. Die einstmaligen unter völlig anderen Bedingungen gegebenen Versprechen an die Welt sind heute schlichtweg unerfüllbar. An dieser realistischen Erkenntnis führt wohl kein Weg vorbei.
Gerald Grahammer, Lustenau