Wilhelm Tell und Afghanistan

Das dramatische Desaster und Versagen des „Westens“ in Afghanistan ist bestürzende und angstmachende Realität, die vorausgehenden Fehler können zweifelsohne nicht wegdiskutiert werden. Aber schon Schiller hat in seinem Drama „Wilhelm Tell“ klargemacht, dass dem Joch der Unfreiheit ein entsprechender Kampf entgegengesetzt werden muss. Trotz des sicherlich sehr fragwürdigen Hintergrundes haben die USA zuerst einmal dem Treiben der Taliban Einhalt geboten und der afghanischen Bevölkerung zumindest Freiheit und weitgehende Eigenständigkeit gebracht. Trotz der Irrigkeit des „Westens“ kann ich allerdings den Afghanen den Vorwurf nicht ersparen, aus der Vergangenheit offensichtlich nichts gelernt zu haben. Man hat die wiedergewonnene Freiheit nicht dazu genutzt, sich gegen die latente Gefahr solidarisch zu wappnen und sich einem vorhersehbaren Kampf zu stellen – für Freiheit und gegen Totalitarismus. Es bleibt die schale Erkenntnis, dass man die eigene Haut dadurch rettet, dass man den Kampf anderen überlässt, an Tausenden gefallenen US- und NATO-Soldaten kommen wir dabei nicht vorbei.
Ing. Horst Hefel, Tschagguns