Euthanasiepraxis

Leserbriefe / 21.11.2021 • 17:06 Uhr

in Holland

Zum Leserbrief von Anna Lieverse, VN vom 17.11.21:

Frau Anna Lieverse schreibt in ihrem Leserbrief, dass in Holland Patienten einverstanden sein müssen, wenn Sterbehilfe geleistet wird und zwei Ärzte die Notwendigkeit beurteilen müssten. Rechtlich ist das so geregelt, die Praxis schaut anders aus. Nach einer Studie der holländischen Regierung töten Ärzte in 38 % der Fälle auch deshalb, weil „die Nächsten es nicht ertragen“, also ohne Zustimmung des Patienten. (Zitiert nach: Der Spiegel 30/2004, 19.7.2004, S. 86) Viele ältere Holländer sind sich dieser Gefahr bewusst und tragen eine „Credo Card“ in ihrer Brieftasche, wo ihr Lebenswunsch eingestanzt ist, oder schlicht einen Zettel mit der Bitte „Maak mij niet dood, Dokter.“ Der Münchner Rechtsmediziner Wolfgang Eisenmenger und der Medizinethiker Fuat Oduncu, die sich die Situation in holländischen Kliniken angesehen haben, kommen 2003 zu einem harschen Resümee: „In den Niederlanden werde unter dem Deckmantel der Euthanasie rechtswidrig getötet oder ermordet.“ Dass seit 2004 die Kontrollen verbessert wurden, ist nicht bekannt. Die Zahl der von Ärzten geleisteten aktiven Sterbehilfe ist jedenfalls von 1923 im Jahr 2007 auf 6092 im Jahr 2019 gestiegen. (Zitiert nach: Lebensschutz in Rheinland-Pfalz, 6.4.2021)

Mag. Wolfgang Türtscher, Götzis