„Virus gnadenlos“

Leserbriefe / 15.12.2021 • 17:23 Uhr

Zum VN-Kommentar von Wolfgang Burtscher VN vom 13. Dezember 2021:

In meiner Eigenschaft als Arzt – bereits dreimal geimpft – möchte ich Stellung zu Ihrer Kolumne nehmen, insbesondere zu der Passage „… Die Botschaft richtet sich an alle aus dem wirren Haufen von Esoterikern, Homöopathie-Anhängern, Querdenkern, Rechtsextremen und denjenigen, die die Impfung verweigern, weil sie undefinierte Ängste haben.“ Dazu ist zunächst zu bemerken, dass man mit einer solchen pauschalen und undifferenzierten Aussage mit Sicherheit nicht in ein Gespräch mit den oben genannten Gruppierungen kommen kann und nur das Gegenteil, eine Bestärkung der Impfskepsis erreicht. In meiner Praxis sind derzeit die Mehrzahl der Patientinnen und Patienten ungeimpft und gleichzeitig verunsichert. Sie kommen insbesondere mit „undefinierten“ oder konkreten Ängsten, die erst in einem Gespräch auf Augenhöhe, ernst nehmend und Freiheit belassend angesprochen werden können. Herablassende Verallgemeinerungen, hochmütiges Besserwissen sind kontraproduktiv und polarisieren noch mehr. In einem ärztlichen Gespräch, in dem die Zeit den individuellen Bedürfnissen des Patienten, der Patientin angepasst wird, ist es möglich über Unsicherheiten, Ängste, Vorurteile, Vermutungen, Halbinformationen und Unkenntnisse bezüglich der Impfung zu sprechen. In diesem respektvollen Austausch soll die Patientin, der Patient die Grundlage erlangen, mit Verantwortung auch gegenüber ihren Kindern, der Familie, den Freunden und der Gesellschaft, frei und selbständig zu entscheiden.

Dr. Leopold Drexler, Feldkirch