Gnade gegenüber Tieren

Leserbriefe / 19.12.2021 • 16:38 Uhr

Die Berichterstattung zur „Protestaktion“ der Familie Vaschauner gegen die behördliche Anordnung der Tötung einer hochträchtigen Kuh führt einmal mehr den an Einzelinteressen orientierten und völlig schizophrenen Umgang mit verschiedenen Tierarten sowie auch Massenerkrankungen vor Augen. Die Fähigkeit, tierische ‚Körper‘ in unzähligen Formen zu reproduzieren und anschließend in Heim- und Nutztiere zu kategorisieren, hat dazu geführt, dass sich der Mensch als absoluter Herrscher über dieses Leben definiert und es als sein profitbringendes (Leib-)Eigentum betrachtet. Da scheint es dann fast logisch, wenn schon nicht die Kuh, dann doch wenigstens das Kalb zu sichern. Diese Form der biologischen Kontrolle wird hierbei als Akt der „Gnade“ inszeniert. Ebensolchen Segen lässt „Vater Reinhard“ der als schuldhaft erachteten Wildtier-Kategorie aber nicht zukommen, sondern beklagt im Gegenteil die Nicht-Inbetriebnahme der „Reduktionsgatter“ zu ihrer Vernichtung. Die Versachlichung des Begriffes sollte aber nicht den faktischen Zweck verschleiern: das Töten von Tieren durch Erschießen innerhalb einer unüberwindbaren Umzäunung, meist ungeachtet ihres Alters, Geschlechts und Trächtigkeitsstatus.

Diese Form der Gewalt gegenüber Rotwild unter dem Deckmantel der endemischen Tierseuchenbekämpfung wird, auch als organisierte Treibjagd, oft bis weit in den März hinein praktiziert. Einem Zeitpunkt, an dem die meisten Jäger(innen) schon allein aus ethischen Gründen den Finger gerade lassen würden.

Ulrike Schmid, MA, Götzis