Uigurinnen
In ihrem Leserbrief v. 27.01.2022 in den VN kritisieren Dr. M. Schipflinger-Klocker und Dr. G. Klocker, dass der ORF auf seiner Newsseite von der „Minderheit der Uiguren und Uigurinnen“ berichtet. Es sei „einfach unverständlich, wie man unsere Sprache derart ruinieren kann.“ Nun, seit es die Diskussion um eine geschlechtergerechte Sprache gibt – und diese findet immerhin seit nunmehr bald 35 Jahren mit mehr oder weniger Intensität statt –, lässt sich trefflich über alle damit verbundenen Implikationen auf linguistischer und/oder politischer Ebene streiten. Es zeugt allerdings von einer gewissen eingeschränkten Wahrnehmung, wenn als Argument in diesem Zusammenhang ausgerechnet ein Beispiel herangezogen wird (der/die Deutsche), das mit einer Handvoll weiterer Nationalitäts- bzw. Volksbezeichnungen zu den absoluten Ausnahmen in dieser Hinsicht gezählt werden kann. Oder gibt es etwa keine Französinnen, Italienerinnen, Finninen, Polinnen, Russinnen, Amerikanerinnen, Ägypterinnen, Kenianerinnen, Australierinnen, Chinesinnen, … ? Das Volk der Uiguren hat im Augenblick ganz gewiss größere Probleme, Menschenrechtsverletzungen treffen jedoch immer auch in besonderem Maße die Frauen. Die Uigurinnen verdienen es deshalb, dass sie (auch sprachlich) mit bedacht werden.
Dr. Monika Jonas, Dornbirn