Corona oder
Konventikel?

Leserbriefe / 20.02.2022 • 16:45 Uhr

Es treffen sich Tausende, um gegen die Corona-Maßnahmen, die Impfpflicht und auf Studien basierende Fakten zu demonstrieren. Die Argumente reichen von „Ich sorge mich um unsere Demokratie“ (für mich noch – aus anderen Gründen – verständlich) über „Die Impfung ist gefährlich“ (nein) bis hin zu „Schwurbel, schwurbel, Drittes Reich“ (dem brauche ich wohl nichts mehr hinzuzufügen). Der Corona-Diskurs basiert schon längst nicht mehr auf wissenschaftlichen Fakten, auf denen ein Diskurs über eine weltweite Pandemie eigentlich basieren sollte. Wieso auch? Corona ist mittlerweile ein politisches Instrument, das dafür verwendet wird, für ein Gemeinschaftsgefühl zu sorgen, das in der Gesellschaft oft fehlt. Was gestern noch Rassismus/Sexismus war, ist heute das „Für oder gegen eine Impfpflicht?“ Die Demonstrationen in der Bregenzer Innenstadt bieten ein Anblick, den man sonst nur in der Sonntagsmesse sieht: Menschen kommen zusammen, egal ob arm/reich, politisch Rechte/Linke usw. Alle halten zusammen – wie schön!

Problematisch: Die Demonstranten, die sich vor der Impfung und deren gesundheitlichen Folgen fürchten, sitzen nachher zur Feier zusammen und rauchen/betrinken sich. Die Demonstranten, die sich darüber aufregen, dass die Demokratie und Meinungsfreiheit verloren geht, diskriminieren kategorisch alle, die hinsichtlich der Pandemiemaßnahmen anderer Meinung sind – Stichwort Sonntagsmesse. Geht es hier wirklich noch um Corona?

Selina Waltl, Bregenz