Vorhergesehen
und gewarnt
Man konnte nicht so negativ über Putin denken, als dass man nicht von der Realität weit übertroffen wurde. Dabei hätte man sich als VN-Leser nur an die unzähligen Kommentare von Otto Habsburg erinnern müssen. In einer Serie von Beiträgen, beginnend 1999, hat er den Aufstieg dieses zynischen Lügners mit Hitler verglichen und beklagt, dass man ihm ausgerechnet dann nicht glaubt, wenn er seine wahren Ziele offenlegt, nämlich die Wiederherstellung eines Großreiches. Überzeugt, dass sich die Ukraine zwischen Europa und einer russischen Supermacht entscheiden müsse, hat Habsburg schon 2002 eine EU-Zukunftsaussicht gefordert, was in diesen Tagen ja ernsthaft diskutiert wird. Er warnte vor Energieabhängigkeit und allem, was uns heute auf den Kopf fällt. „Wenn Menschen naiv genug sind, ihre Investitionen in Russland anzulegen, fordern sie eine Situation heraus, die für sie am Schluss katastrophal sein wird“ (2007). „Leider werden die freien Länder Europas ihre Politik dereinst teuer bezahlen“ (2006).
Österreich wird nach dem ersten Schock wohl wieder auf seinen kleinlichen Krämergeist zurückfallen und dem Raubtier alles zugestehen, wenn es nur selbst nichts Nachteiliges abbekommt. Das ist nach unserer Spitzenriege von hochrangigen „nützlichen Idioten“ (Lenin) und einer ausgeprägten propagandistischen Manipulationsanfälligkeit nicht verwunderlich.
Gerald Grahammer,
Lustenau