Wer laut genug schreit…

… hat zu oft Erfolg! Dieser Eindruck drängt sich dieser Tage wieder einmal unangenehm auf. „Die Empörung ist groß“, heißt es über die Schüler der Krankenpflegeschulen. Sie landen damit prompt auf der Titelseite führender Tageszeitungen. Und ebenso prompt gibt es einen Rückzieher bei den politisch Verantwortlichen: In Vorarlberg dürfen nun doch Ungeimpfte zu Praktika in die Krankenhäuser. Impfgegner können sich den nächsten Sieg ans Revers heften. Weil sie laut geschrien haben, keineswegs wegen ihrer überzeugenden Argumente! Wer zu den informierten Bürgern gehört, konnte bereits im Herbst 2021 erfahren, dass Studenten der Medizinberufe in Österreich künftig nur noch mit COVID-Impfung ihr Studium antreten/weiterführen können. Warum? Nicht aus Schikane, sondern weil Krankenhäuser, in die sie zu ihren Praktika müssen, sich mit allen Mitteln gegen das Virus schützen. Sowohl in den chirurgischen Abteilungen als auch in denen, in denen spezielle Nachsorge und Pflege im Vordergrund steht. Wie fast überall in Europa. Wer heute einen medizinischen oder Pflegeberuf anstrebt und sich empört, bloß weil von ihm eine Impfung erwartet wird, dem fehlt in meinen Augen die nötige Reife für eine derartige Tätigkeit. Noch bedauerlicher an dem jüngsten Vorfall ist allerdings, dass erneut lautes Schreien und Empören notwendige Maßnahmen blockieren konnte.

Jürgen Gerdes, Mellau