Pazifisten und Militaristen

Leserbriefe / 07.04.2022 • 17:12 Uhr

Zum Leserbrief von Günther Wieser, VN vom 4. April:

Er ist ein Sohn aus linksakademischem Milieu und Pazifist, der in jungen Jahren Steine auf die amerikanische Botschaft warf. Heute ist er wie viele ehemalige Gleichgesinnten in der erbarmungslosen Realität gelandet: NATO-Generalsekretär Stoltenberg. Ganz im Gegensatz dazu haben alte Militaristen diesen Boden verlassen und verblüffen uns mit der Forderung, an die Überfallenen keine Waffen zu liefern, weil das den Krieg nur verlängere. Bravo, Herr Oberst Wieser, mit Ihrer umwerfend logischen Militärstrategie wäre unser Land gut aufgestellt, wenn ich das so sarkastisch sagen darf! Der Kommunismus ist tot, wir können uns zurücklehnen, hieß es 1991. „Ich sehe die Leiche nicht“, pflegte der von mir öfters zitierte Otto Habsburg zu erwidern. Die russische Außen- bzw. Eroberungspolitik sei ungebrochen von den Zaren über die Sowjets auf Putin übergegangen. Putin muss weg, aber damit ist noch längst nicht alles in Butter. Auch wenn die staatliche Gehirnwäsche große Auswirkungen hat, trifft sie auf eine latente aggressive Großmachtsehnsucht, der viele Russen ihr wirtschaftliches Elend und die fehlenden Menschenrechte unterordnen. Aber selbstverständlich darf Putin jetzt nicht weiter „gedemütigt“ werden, etwa durch Unterstützung jener, die er zusehends nur noch massakriert, nicht wahr? Mit Hitler hätte man doch auch nicht so grausam verfahren dürfen!

Gerald Grahammer,

Lustenau