TBC: endlose Tragödie
Im Bericht über die aktuelle Situation der TBC hat Redakteur Klaus Hämmerle den kritischen Kontrollpunkt in der Infektionskette genau getroffen: die Winterfütterung von Rotwild an Großfütterungen mit Zusatz von reichlich Kraftfutter. Das angelockte Zusammentreffen von vielen Tieren auf engem Raum und der Dauerstress durch die unphysiologische Konzentratfütterung im auf Sparflamme eingestellten Stoffwechsel sind geradezu ideale Bedingungen für die Ausbreitung von Krankheitserregern, die sich übrigens noch nie an behördliche Gebietseinteilungen gehalten haben. Am Anfang der bekannten Infektionskette fleißig füttern und hinterher fleißig abschießen, das ist ein epidemiologisches Nullsummenspiel und erinnert an die tragische Mythologie des Sisyphos. Ohne konsequente Umstellung der Winterfütterung des Rotwildes in den bekannten Regionen auf dezentral und Notfütterung mit Heu wird sich die Situation nicht entspannen. Die TBC ist sozusagen der „Beifang“ der Trophäenjagd. Die Multi-Zuständigkeit von Politik und Behörde (Jagd, Landwirtschaft, Tiergesundheit, Tierschutz) könnte durch klare Vorgaben am Futtertrog und nicht mit dem Schießprügel zur Problemlösung beitragen, kapituliert aber vor den widersprüchlichen Interessen, insbesondere vor finanzkräftigen Pächtern. Das gilt aber auch für die Grundbesitzer, die die Spielregeln für die Ausübung der Jagd autonom festlegen könnten, aber allzu oft der Versuchung des „Zustupfs“ erliegen, damit aber Krankheit und Frustration ernten.
Dr. Erik Schmid, Fachtierarzt für
Tierhaltung und Tierschutz, Götzis