Brauchen schwache Völker starke
Männer?

Leserbriefe / 12.04.2022 • 17:51 Uhr

Diese Frage muss man leider oft mit Ja beantworten. Völker in einer Krise oder in einem Selbstwerttief wählen sich notorisch starke Männer als „Führer“, die das erledigen sollen, was sie selbst nicht schaffen oder schaffen wollen. Deutschland wurde nach dem Ersten Weltkrieg gedemütigt und wählte nach dem Chaos der späten Weimarer Republik Hitler mit relativer Mehrheit zum Reichskanzler. Bekanntlich ein durchschlagender Erfolg, der im „Endsieg“ mündete. Die meisten Trump-Anhänger, welche im Jänner 2021 das Kapitol stürmten, waren erkennbar überwiegend trübe Gestalten, die sich mangels eigenem Selbstvertrauen einen „starken“ Führer gewünscht haben. Trump ist Geschichte, weil die USA eine vergleichsweise gefestigte Demokratie ist. Das mäßig erfolgreiche Bundesland Kärnten wählte mehrheitlich den, zumindest was die Rhetorik betraf, „starken“ Jörg Haider, der sein Land nach Gutsherrenart geführt hat. Der scheinbar geniale „Hypo Alpe Adria Deal“ hat den österreichischen Steuerzahler „läppische“ zehn Milliarden Euro gekostet. Zumindest im Nachhinein weiß man inzwischen genau, dass „starke“ Männer meist nur äußerlich (und das oft nur scheinbar) stark sind. Darum sind all die Hitlers, Erdogans, Putins, Trumps, Orbans, aber auch ihre Frauen prügelnde „einfache“ Männer, in Wirklichkeit nur Witzfiguren, die versuchen, ihre fehlende innere und äußere Qualität durch Gewaltausübung zu kompensieren.

Dr. Klaus König,

Lauterach