Wolf und Wölfchen
Zum Bericht „Vorhang auf für den Alpsommer“, VN vom 11. 6. 2022:
Unentwegt bemühen Kammer-Wolf und Landes-Wölfchen (beide ÖVP) Dammbruchargument und Gefahrentopos. Wenn der Wolf kommt, geht der Bauer bzw. stirbt die Alpwirtschaft. Folgt man den Aussagen des VN-Artikels scheinen die apokalyptischen Reiter ganze Heerscharen des wilden Wolfs zu erwarten. Das Inszenieren der vermeintlichen Bedrohung scheint kaum mehr als ein Ablenkungsmanöver zu sein. Vermutlich deshalb, da entsprechende Herdenschutzmaßnahmen weder umgesetzt noch berücksichtigt wurden. Aus Sicht despotischer Interessenvertreter haben offenbar nur wenige Wildtiere eine Existenzberechtigung (außer, sie lassen sich vermarkten). Rigoroses Umbringen von Wolf und Hirsch (insbesondere in „Regulierungsgattern“) erfordert wenig Einfallsreichtum. Überflüssig zu erwähnen, dass derart emotionsbefreite Repräsentanten schlichtweg eine Katastrophe für Wildtiere sind.
Mir san mir, lautet der reaktionäre Schlachtruf. Alpen werden als „Produktionsstandorte“ prämiert – frische Luft und Bergkulisse als Eigenleistung deklariert. Dass Konzepte wie „Heidiland“ und „Streichelzoo“ von eben jenen selbst betrieben werden, die sie für die zahlende Kundschaft entworfen haben, scheint sich außerhalb des Wahrnehmungshorizonts zu befinden. Lieber wird der Mythos vom „bösen“ Wolf am Köcheln gehalten und fortlaufend suggeriert, dass – wenngleich gesetzlich vorgeschrieben und andernorts bewährt – Herdenschutz mit Hunden, Zäunen und Hirten ausgerechnet in Vorarlberg nicht funktionieren soll. Beziehungsweise, Zitat, der Einsatz dessen „zu arbeitsintensiv“ ist. Dieses Ethos spricht für sich selbst.
Ulrike Schmid, MA, Götzis