Minister Polaschek – Der nächste Bildungsreformverweigerer

Leserbriefe / 29.06.2022 • 17:40 Uhr

Zum Bericht „Polaschek will keine Systemdiskussion“, VN vom 28. 6. 2022:

Es ist unsäglich, mit welcher Ignoranz Bildungsminister Polaschek allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz am segregierenden und total veralteten Schulsystem festhält. Im VN-Interview zeigt sich für mich, dass er das Desaster in unseren Bildungseinrichtungen offensichtlich nicht erkannt hat oder nicht sehen will. „Wir brauchen keine großangelegte Grundsatzdis-kussion zu führen, wir sollten an den Schräubchen drehen . . . “ Mit dieser grob fahrlässigen Ignoranz übersieht er die großen Schrauben. Hier nur ein kleine Auswahl an groben Systemfehlern: die dilettantische Pädagoginnenausbildung NEU, die uns u. a. den krassen Lehrerinnenmangel beschert; den krassen Mangel an Elementarpädagoginnen, die in den ohnehin viel zu wenigen Kinderbetreuungseinrichtungen fehlen; die Ganztagsschulformen, die als eine sinnvolle Ergänzung zum Unterricht eher eine Farce sind; die Trennung der 10-Jährigen in Mittelschüler:innen und Gymnasiastinnen; das verpflich-
tende Ziffernotensystem in den Volksschulen. Diese „Schräubchen“, von denen Polaschek schwafelt, sind für mich reine Kosmetik, die sehr viel kosten und uns eines der teuersten, aber dafür auch eines der ineffizientesten Schulsysteme der Welt bescheren. Als gelernter Rechtswissenschaftler sollte er um die Kinderrechte wissen, die eine systemische bzw. soziale Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen im Bildungsbereich verbieten. Das österreichische Schulsystem tut genau dieses, und zwar mit kräftiger Mithilfe der ÖVP!

Prof. Mag. Peter Fischer,
Sprecher der ARGE Gemeinsame Schule, Rankweil