Sauwohl in 2040?

Leserbriefe / 03.07.2022 • 18:21 Uhr

Zum Bericht „Das lange Ende der Vollspalten“, VN vom 2. 7. 2022:

Das Aus für den Vollspaltenboden im Jahr 2040 ist krasser Hohn, zynischer geht nicht. Innert dieser 18 Jahre werden nochmals rund 90 Millionen Schweine ihr kurzes, trostloses Leben in ungeeigneten und unwürdigen Haltungssystemen fristen und dann den verfrühten Tod durch den Schlachter finden. Anders gesagt, sind es 100 % Schweine, die weit über 10 Jahre alt werden könnten, jedoch bereits im jugendlichen Alter von einem halben Jahr gestochen, gebrüht und gegessen werden. Davon erleiden 15 bis 20 % durch haltungsbedingte Schmerzen und Leiden den Totalschaden noch früher. Systemkenner wissen, dass das Schwein, gemessen an der Haltungsform, dem Umgang sowie auch den Transporten, das ärmste von allen ‚Nutztieren‘ ist. Die Sinnesleistungen der Nase entsprechen denen eines guten Spürhundes; trotzdem müssen sie fast ihr gesamtes Leben auf den eigenen Fäkalien verbringen und die Dämpfe einatmen! Das Schwein ist offensichtlich nur als Ferkel besonders entzückend und ansonsten konfektionierbare Materie; ausgewachsen ist es vielen Menschen nur als Schnitzel oder Organ-Ersatzteillager opportun. Tierarteigene Aspekte der Schweine wie Familienstrukturen, Empfindsamkeit, Intelligenz, Reinlichkeit usw. werden in der organisierten Agrarindustrie ignoriert. Eine Übergangsfrist von 18 Jahren bedeutet für rund 90 Millionen Schweine ein leidvolles Leben und ist ein gefügiges Einknicken der Politik vor der Agrarlobby.

Ulrike Schmid, MA, Götzis