Würden Sie sich von einem Zahnarzt am Blinddarm operieren lassen?
Wie in vol.at zu lesen war, beansprucht ein oberirdischer Bahn-Ausbau laut Landesregierung weit weniger Fläche als ein unterirdischer. Das entbehrt an sich schon jeder Logik, wenn man von mehrgleisigen, bis zu 30 m breiten Trassen auf der der ca. 11 km langen Strecke zwischen Güterbahnhof Wolfurt und Staatsgrenze Deutschland ausgeht. Unsere Landesregierung beruft sich auf die Expertise eines Planungsbüros, das zwar laut Unternehmens-Webpage viele oberirdische Bahnstrecken-Projekte im Auftrag der ÖBB umgesetzt hat, aber noch nie ein annähernd vergleichbares Tunnelprojekt betreut hat. Es ist ein bisschen wie in der Medizin: selbst ein guter Zahnarzt würde für eine Blinddarm-OP wohl einen größeren Bauchschnitt benötigen, während ein Spezialist mit einem knopflochgroßen Schnitt auskommt. Auch im Bahntunnelbau gibt es international ausgewiesene Experten, einige davon haben sogar ihren Sitz in Vorarlberg. Ein Jahrhundertprojekt wie der Ausbau des Bahnverkehrs im nördlichen Rheintal gehört in die Hände solcher Spezialisten. Eine solche Vorgangsweise unserer Landesregierung ist unprofessionell und respektlos gegenüber Bevölkerung und Umwelt, geht es doch um eine Weichenstellung für die nächsten hundert Jahre. Ich halte einen oberirdischen Infrastruktur-Ausbau in Zeiten von Klimawandel und wachsender Bodenversiegelung und Bodenknappheit für unverantwortlich. Nicht die billigste, sondern die volkswirtschaftlich beste Lösung muss umgesetzt werden. Die Entscheidung darüber liegt beim Land und nicht bei den ÖBB.
Winfried Ender, Dornbirn