Die urbane Gelbsucht
Eigentlich sehr bedauernswert, wenn man sich die Neugestaltung der Römerstraße, der Kirchstraße und des Leutbühel so ansieht, und sich darauf bei Einkäufen oder zu Terminen bewegen muss, ich werte diesen schweren Eingriff an einer sehr alten Peripherie als Sündenfall an einem beliebten und hochfrequentierten Kernbereich der Landeshauptstadt Bregenz. Unlängst spazierte ich mal vom LKH Bregenz über den Stadtfriedhof Richtung Landhaus; es war wolkig und es herrschte nur vager Sonnenschein und auf der Höhe des Aufganges zum Landhaus riss plötzlich die Wolkendecke auf und das Sonnenlicht durchflutete den gesamten Straßenbereich vom ehemaligen Geschäft Sauter bis hinüber zum GWL-Gebäude. Man sah deutlich die Hast und Eile, der Fortschritt geht nach hinten los, statt Entschleunigung und Entschärfen passiert das Gegenteil. Somit Dank an so manche Stadtväter, die eines nicht beherrschen: Sie sind ihren berufsethischen Herausforderungen im Umgang mit Schnittstellen zwischen Bürger und Staat nicht gewachsen. Ich erliege jedesmal bei Passieren dieser Zonen einer Vision der Performance, die Atmosphäre sollte nämlich schlechthin der Indikator eines Wohlfühlfaktors sein, welcher die Platzgestaltung steuert, und nicht die (un)menschliche Geisteshaltung, welche die besonderen, bereits uralten urbanen Juwele mit einem schlapp modernen Hype assoziiert.
Sabine Windberger,
Bregenz