Der große Bruder
Derzeit schaltet die AMA in allen Tageszeitungen ganzseitige Inserate zur Tierhaltung. Die Werbebotschaft zur Milch steht unter dem Leitsatz „eine Frage der Haltung“. Dazu werden den Konsumenten die zwei Haltungssysteme Laufstall und Auslaufstall als dessen „großer Bruder“ vorgestellt. Vermutlich nicht nur mir war bisher nur die prinzipielle Unterscheidung zwischen Laufstall und Anbindestall und die teils hitzige Diskussion darüber geläufig. Diese Systeme gegen einander auszuspielen, bringt gar nichts. Beide können gut oder schlecht betrieben werden. Die Qualität der Tierhaltung hängt ganz entscheidend von der Betreuungsintensität durch den Tierhalter ab. Dazu gehört zweifellos auch der tägliche Auslauf auf dem Laufhof oder der Weidegang. Diese ganz entscheidende Verbesserung ist aber auch beim Anbindestall möglich. Die LKÖ hat dazu jüngst eine beachtenswerte Broschüre mit „innovativen Baulösungen für Berg-Milchvieh-Betriebe“ herausgegeben. Die Ankündigung der AMA, dass es eine ganzjährige Anbindehaltung bei uns ab 2024 nicht mehr geben wird, ist eine recht späte Reaktion auf das bereits seit
1. 1. 2005 bestehende gesetzliche Verbot. Frei nach George Orwell könnte man sie aber auch als Absichtserklärung des „großen Bruders“ verstehen, sich der kleinen Anbindebetriebe mit der Tierwohl-Keule zu entledigen.
Dr. Erik Schmid, Götzis