Stichwort: Wildverbiss

Leserbriefe / 20.12.2022 • 17:21 Uhr

Zum VN-Bericht „Vorarlbergs Wälder unter Druck“, VN vom 19. Dezember:

Ob es tatsächlich noch zu einer signifikanten Umkehr des Emissionsausstoßes kommen wird, sei dahingestellt. Dass aber die Bewohnbarkeitsbedingungen des Planeten schon jetzt nicht mehr für alle Lebewesen erträglich sind, zeigt das rasant voranschreitende Artensterben weltweit. Warum der Mensch es global nicht schafft, kollektiv effektiv zu handeln, mag seinen Mentalitäten und der Idee des immerwährenden Wachstums geschuldet sein. Dieser kapitalistischen Vorstellung, die sich auch mit dem Konzept Eigentum verbindet, werden nichtmenschliche Lebewesen radikal untergeordnet. Lebensformen, die zuvor über Jahrmillionen dazu beigetragen haben, die Erde bewohnbar zu machen, werden hierzulande Systemen unterworfen, die die Biosphäre nachhaltig zerstören. Intensive Praktiken der Land- und Forstwirtschaft sowie auch der Jagd haben dazu beigetragen natürliche Existenzzyklen verschiedenster Wildtierarten auszuhebeln. Und nun sollen diese Wildtierarten auch noch dafür bezahlen und werden als Sündenböcke für die humane Misswirtschaft präsentiert. Nicht die Ursachen für „Wildverbiss“ (z.B. exzessive Winterfütterung, ungeeignete, zerschnittene und schwindende Lebensräume) werden angegangen, sondern einfach mehr Wild erschossen. Dass diese Form der „Problemlösung“ jahrzehntelang eben nicht funktioniert hat, ist mit Zahlen belegbar. Das Festhalten an reaktionären Positionen kann somit nur noch als symptomatisch für die Art Homo sapiens eingeordnet werden. Stichwort: Apokalypse.

Ulrike Schmid,

MA, Götzis