Rote Zahlen beim Gebären?
Mit Befremden ist ein Bericht in den VN zur Geburtenstatistik 2022 zu lesen. Da wird von „Sinkflug“ geschrieben und von „roten Zahlen“, weil im vergangenen Jahr in Vorarlberg knapp 300 Kinder weniger das Licht der Welt erblickt haben als im Jahr 2021. Konkret geht es um ein „Minus“ von 289 Geburten, also um minus 6,72 %, obwohl – wie im Vorjahr – erneut „die 4000er-Marke geknackt“ worden ist. Willkommen in der kapitalistischen Wirtschaftslogik! Selbst das Gebären wird wie die Jahresbilanz eines börsennotierten Unternehmens abgehandelt. Das müsste ja im Umkehrschluss bedeuten, dass die hohen Sterbezahlen Ende des Jahres 2022 „ein voller Erfolg“ sind … Vergessen wird leider, dass sowohl Gebären wie Sterben intime Lebensereignisse sind, die Zeit und liebevolle, individuelle Begleitung benötigen. Anstatt sich auf Effizienz und Profit zu konzentrieren, sind Politik und Gesellschaft gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die sowohl zu Beginn wie am Ende des Lebens Schutz und Vertrauen gewährleisten.
Brigitta Soraperra, IG Geburtskultur a-z, Feldkirch