Tierschutz und Jagd?

Leserbriefe / 30.01.2023 • 19:47 Uhr

Zum Leserbrief von Hr. Burtscher, VN vom 23. Jänner:

Manchmal lesen sich die Beiträge zur Wald-Wild-Debatte so, als handele es sich dabei, verhalten formuliert, um ein Brettspiel, bei dem Tiere als Spielfiguren fungieren. Plakativer könnte man auch von einem Kriegsschauplatz sprechen. Herr Burtscher postuliert in seinem Leserbrief, dass Tierschutz und Jagd vereinbar seien. Schutz, im ursprünglichen Sinn, wäre mit Schuss aber gerade nicht vereinbar. Schutz durch ein Verbot von Kraftfuttergaben für Wildwiederkäuer im Winter indes schon. Doch unter Tierschutz versteht eben jede*r etwas anderes. Eine Verpflichtung der Rotwildfütterung im Winter geht auf das deutsche Reichsjagdgesetz von 1934 zurück und hängt eng mit Revierjagdsystemen zusammen. Inwieweit das die Denkhaltung (noch immer?) prägend beeinflusst, sei dahingestellt. Feststehen dürfte aber, dass es Wunschvorstellungen wie einen „Sollwildbestand“, wenn überhaupt, jeweils nur temporär und punktuell begrenzt geben wird. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte hat doch viel eher gezeigt, dass sowohl der Zuchtwahn im Bereich domestizierter Tiere mit überzogenen Leistungsanforderungen als auch die vielerorts praktizierte Form der ‚Wildtierbewirtschaftung‘ durch ein antiquiertes Jagdsystem gänzlich gescheitert sind. Es ist höchst an der Zeit, die eingeschlagenen Wege, nicht nur im Sinne eines ethisch vertretbaren Umgangs mit Leben, zu verlassen und konstruktivere Lösungen zu suchen. Mit alten Besen wird das nur leider kaum gelingen.

Ulrike Schmid, MA, Götzis