Gefiederte Freunde
Die erstaunliche Intelligenz und die sozialen Fähigkeiten von Rabenvögeln können kaum unterschätzt werden. Wer nicht eh schon beeindruckt ist von diesen faszinierenden Vögeln, dem sei das Buch von Thomas Bugnyar „Raben“ ans Herz gelegt. Er räumt darin mit vielen Vorurteilen auf und gibt plausible Erklärungen, warum Rabenvögel dieses oder jenes tun und wofür sich ihre Schnäbel eignen oder eben nicht eignen. Weniger plausibel scheint indessen die Behauptung von Christoph Spiegel, ein „organisierter Krähentrupp“ hätte seine – im Verhältnis zu Rabenkrähen – recht großen und schweren Brahmahühner attackiert. Jemand, der eine solche Vermutung äußert (oder medial berichtet), täte gut daran, das Geschehen beispielsweise mittels Wildkamera zweifelsfrei zu belegen, anstatt den Krähen hier den ,Montafoner Bären‘ aufzubinden. So bestehen andere Möglichkeiten, die weitaus schlüssiger erklären könnten, wie die Brahmahühner tatsächlich verletzt wurden. Eine Krähenattacke im Teamwork klingt dagegen wenig überzeugend. Bei den zwei Rabenkrähen, die Herr Spiegel auf einem Dach gegenüber gesehen hat, könnte es sich etwa um ein Pärchen handeln, das sein Gelege verloren hat. Das ist freilich auch nur eine Mutmaßung. Allerdings eine, die einen zugewandten Blick auf diese Tierart eröffnet und nicht, wie so oft, eine hierarchisierende Bewertung zwischen wildlebenden Tierarten und den vom Menschen künstlich produzierten Spezies vornimmt.
Ulrike Schmid, MA, Götzis