„Präfaschistoid“

Leserbriefe / 12.07.2023 • 19:30 Uhr

Mit diesem „Kompliment“ an Niederösterreichs Landeshauptfrau, weil sie eine Amtssprache ohne Gendern für „normale“ Bürger will, hat der Vizekanzler die Büchse der Pandora geöffnet. „Prä“ heißt „früher“, sodass nur die Zeit des Faschismus der Dreißiger und Vierzigerjahre des vorigen Jahrhunderts gemeint sein kann? Eine überraschende Renaissance? Allerdings hat seinerzeit die Vorarlberger SPÖ-Parteivorsitzende friedliche Demonstranten gegen Coronamaßnahmen als Faschisten beschimpft! „Faschismus“ leitet sich vom lateinischen „fascis“ = Rutenbündel ab, ein altrömisches Symbol der Gewalt über Leben und Tod gegenüber dem Einzelnen, wobei die wirtschaftlich Mächtigen mit den Regierenden eng zusammenarbeiten. Heute wird dieses System auch als Korporatismus bezeichnet. Das erinnert sehr an die „Coronazeit“, in der klein- und mittelständische Betriebe zugunsten von Großkonzernen durch Lockdowns, Abstands- und Maskenvorschriften unter die Räder kamen und von staatlichen Almosen abhängig wurden. Dazu kamen massive Freiheitseinschränkungen der Bürger mit drakonischen Strafen, die vom Verfassungsgerichtshof nur teilweise und immer zu spät für rechtswidrig erklärt wurden, als die betreffenden, angefochtenen Verordnungen schon wieder durch neue ersetzt waren, sodass die staatliche Willkür sich ungehindert austoben konnte. Türkise, grüne und rote Politik zogen an einem Strang, sodass die Frage berechtigt ist, ob der Begriff „faschistoid“ nicht auch für dieses Regierungssystem zutreffend war. Daher nicht mit Steinen werfen, Herr Vizekanzler!

Dr. Dietmar Loy, Schwarzach