„Sommergespräch“ mit Werner Kogler
Die Grünen waren noch nie „Everybody’s Darling“, aber früher stand der Gegner wenigstens auf der anderen Seite des politischen Spektrums. Das hat sich seit dem Regierungsbündnis mit der (zweifarbigen) ÖVP geändert: Nun finden sich die Kritiker unter den Linken. In der Politik ist eben alles relativ, weil Kompromisse nicht nur unvermeidlich sind, sie machen die Kunst des Machbaren aus. Mittlerweile ist auch geklärt, dass die Grünen eine normale Partei sind, die bereit ist, für die Teilhabe an der Macht einen Preis in Form von mitunter schmerzhaften Kompromissen zu berappen. Daran kann man Kritik üben, doch ohne Scheuklappen betrachtet, sollte dies positiv gesehen werden. Zudem waren es bislang die Grünen, die sich als stabiler Faktor der Regierung in turbulenten Zeiten erwiesen haben. Wenngleich dem brummigen Kogler – im Vergleich mit den Gallionsfiguren der deutschen Grünen – Ausstrahlung und rhetorisches Talent fehlen, steht er für Abgeklärtheit und Pragmatismus – mit allen Nachteilen, die diese Eigenschaften bei den eigenen Leuten mit sich bringen. Die Grünen geben der Macht den Vorzug, um nicht nur programmatische Reinheit zu predigen, sondern um gestalten zu können. Das ist, weil Ultima Ratio der Demokratie, eine gute Botschaft. Das darf sich Kogler als persönlichen Erfolg auf sein grünes Jackett heften.
Dr. Günter Felder, Dornbirn