Wolfsreport
Nüchtern betrachtet, ist nicht nur der Wolf reißerisch, sondern auch die Berichterstattung, die hierzulande eine deutliche Überrepräsentation der Negativschlagzeilen zeigt und dabei den Wolf stets auch mit der Farbe Grün und mit NGOs verklammert.
Bei aller Tragik und Dramatik enthalten die Beiträge aber auch Widersprüchliches: Dass Schafhalter:innen, die 15 bis 20 Tiere halten, in ihrer Existenz bedroht sind, dürfte wohl kaum der Wirtschaftlichkeit geschuldet sein: Der Prozentsatz der gesamt gealpten Schafe beträgt gegenüber den gealpten Rindern (gerechnet in „Großvieheinheiten“) lediglich ein Prozent. Demgegenüber belegt der Bericht eindrücklich, dass noch immer keinerlei Maßnahmen gesetzt wurden, um die auf Zahmheit gezüchteten Haustiere vor freilebenden Raubtieren zu schützen.
Stattdessen hofft man davonzukommen oder es werden teils hanebüchene Zahlen herangezogen, um Lesende glauben zu machen, dass Wölfe eine Belastung für Steuerzahler:innen seien oder Herdenschutz flächendeckend nicht funktioniere. Strategisch immer gerne bemüht wird zudem die Vergegenwärtigung „zerfetzter Tierleiber“.
Gewalt, Blut und Tod mit dem Menschen selbst in Verbindung zu bringen, wird jedoch konsequent ausgeblendet.
Das Dämonische wird lieber auf den Wolf übertragen, der den Lammbraten zu Ostern eben nicht an Rosmarinzweigen verspeist und die kultivierten Karnivoren dieserart brüskiert.
Ulrike Schmid, MA, Götzis