Alle Jahre wieder unermesslicher Stress bei Schulwechsel

Leserbriefe / 30.01.2024 • 20:43 Uhr

Vor den Semesterferien steigert sich der Stress für Volksschulkinder, -lehrer:innen und Eltern ins Unermessliche, vor allem im urbanen Raum! Dabei beginnt der Stress der Selektion schon in der Volksschule, wo die Lehrer:innen durch ein total veraltetes Ziffernnotensystem gezwungen werden, Kinder in gut und schlecht einzuteilen. Dieser Selektionszwang beginnt leider spätestens ab der dritten Klasse und wirkt sich nicht nur negativ auf das Klassenklima aus, weil eine völlig unnötige Konkurrenzsituation geschaffen wird. Vielfach leidet auch die Psyche der Kinder, die noch voller Neugierde sind und lernen wollen!

Viele Kinder verbinden schlechtere Noten mit ihrem Selbstbild, das darunter leidet, weil sie befürchten, den Erwartungen an sich selbst und den Eltern nicht Genüge zu tun. Dazu kommen Versagensängste, Schlafstörungen, Resignation oder Lernfrust. Sind das die pädagogischen Rahmenbedingungen, die unsere Gesellschaft von einem modernen Schulsystem erwartet? Erwarten wir von unseren Schulen nicht, dass die Kinder und Jugendlichen am Ende ihrer Pflichtschullaufbahn kompetente, selbstbewusste, resiliente, kreative, kritikfähige, demokratisch gesinnte Bürger:innen werden? Solange Volksschulkinder jährlich dem Selektionszwang ausgesetzt sind, weil sie Opfer unseres antiquierten, segregierenden Schulsystems sind und in Mittelschüler:innen und Gymnasialschüler:innen eingeteilt werden müssen, können wir von den oben beschriebenen Bürger:innen wohl nur träumen!

Prof. Mag. Peter Fischer, Sprecher der ARGE Gemeinsame Schule und im Team der österreichweiten Initiative „Gemeinsame Bildung 2.0“, Rankweil