„Tradition“ als Vorwand
Dass Hexen auf dem Funken zu verbrennen nichts mit diesem Brauchtum zu tun hat, wurde von Prof. Manfred Tschaikner schon mehrfach aus gesicherten historischen Quellen nachgewiesen. Trotzdem wird immer wieder die „Tradition“ als Rechtfertigung für diesen unreflektierten Unfug herangezogen. Auch die Kulturvermittlerin Brigitta Soraperra stellt die berechtigte Frage, ob dieser Brauch in dieser Form noch zeitgemäß ist („Brenzlige Diskussion“, VN vom 10. 2. 2024). Die Antwort ist ein klares Nein, wenn man annehmen darf, dass die Aufklärung mittlerweile auch Vorarlberg erreicht hat und es nicht notwendig ist, den Winter auszutreiben. Auswüchse wie der Rekordfunken in Lustenau, Feuerwerke zusätzlich zum Funken, das Stapeln und Abfackeln Tausender Paletten wie in Hard sollten schon aus Umweltgründen endgültig Geschichte sein. Erfreulich ist, dass einzelne Zünfte wie in Schruns ihr Tun reflektieren und sich bemühen, den Brauch wieder sozial und naturverträglich zu gestalten. Erst wenn solche Zünfte mit einem kleinen, aber feinen Funken mehr Zulauf erhalten als jene, die meinen, sie müssen möglichst spektakulär sein und Rekorde brechen, gibt es die Chance, diesen Brauch wieder auf ein humanes Maß auch im Sinne der Luftreinhaltung zu bringen. Die Medien könnten einen wichtigen Beitrag dazu leisten, wenn sie über solche Funken berichten.
Franz Ströhle, Alpenschutzverein für Vorarlberg, Dornbirn