Behinderung ist kein Gesundheitsthema
Als langjähriger Aktivist für Menschenrechte bin ich Mitglied im Vorarlberger Monitoringausschuss. Unser Auftrag ist die Überwachung der Umsetzung der Behindertenrechte (UN-BRK). Vergangenes Jahr war wieder eine UN-BRK-Staatenprüfung Österreichs mit einer umfassenden Kritik durch die UN-Kommission das Ergebnis. Ein zentraler Kritikpunkt zu Österreich sind veraltete Bilder/Begriffe von Behinderung, die auf einem medizinischen Verständnis beruhen: Behinderung als Krankheit und deshalb Behandlung mittels Heilpädagogik und Therapie. Weil der Vorarlberger Monitoringausschuss aktuell neue Mitglieder sucht, hat die Landesvolksanwaltschaft vor Tagen eine Presseaussendung erstellt. Und wo ist diese am Samstag in den VN gelandet? Passgenau auf der „Gesund“-Seite. Als ob diese Menschen krank wären. Behinderung entsteht durch gesellschaftliche Barrieren in den Köpfen und in den Umfeldern. Diese verhindern eine selbstbestimmte Teilhabe am Leben. Also ist es keine medizinische, sondern eine soziale Frage der Ausgrenzung. Mensch wird behindert, Inklusion wäre das Ziel. Beim Götzner Faschingsumzug freute ich mich über die zunehmende Zahl an sichtbaren Rollstühlen im Zuschauerbereich. Allerdings fehlten diese noch bei den großen Umzugswagen. Aufruf an jene Menschen mit Beeinträchtigungen und Expert*innen der Lehre, die sich für ihre Menschenrechte einsetzen wollen: Kommt zu uns in den Monitoringausschuss und macht mit.
Gerhart Hofer, Götzis