Männlich oder
weiblich?
Es ist verwunderlich, wie diese heiklen Themen behandelt werden. Vor lauter Humanität machen wir Verrenkungen, die zu immer mehr Verdrehungen führen. Normen sind verpönt, Bewertungen unerwünscht. Ein verkehrtes Volk findet Gefallen an Kuriosem und Freude diesem eine Bühne zu verschaffen. Wörter wie zeitgemäß oder herkömmlich können für Mode oder Architektur verwendet werden. Für Naturgesetze gilt das nicht. Diese sind gestern, heute und morgen gültig. Ein krummer Baum kann unter günstigen Voraussetzungen im Laufe der Zeit gerade wachsen. Und dieser Baum ist weder zeitgemäß noch herkömmlich. Wer der Heilkraft Vertrauen schenken und Glauben aufbringen kann, lebt aus großer Hoffnung heraus. Wer die Gnade hat, jeden Menschen so anzunehmen, wie er ist, kann sich glücklich schätzen. Er muss niemanden ausgrenzen. Dennoch benötigen wir keine Listen für unsere Kinder, wo sie außer männlich und weiblich noch mit vielen anderen Möglichkeiten konfrontiert werden. Derjenige, der sich in keinem von beiden Geschlechtern ganz zuhause fühlt, kann einfach beide ankreuzen. Das ist bestimmt nicht falsch und genauer muss es auch nicht die ganze Welt wissen. Dann weiß zumindest ein Umfeld, dass hier etwas Abweichendes vorzuliegen scheint.
Doris Hämmerle, Lustenau